Der Gasthaus zum Rheinhof blickt auf eine lange Geschichte zurück und ist nicht erst seit wenigen Tagen ein fester Bestandteil der rheinhessischen Gastronomiekultur.
Bereits 1879 gab es das Anwesen „Guntersblumer Rheinüberfahrt“ und wurde mit Jakob Blüm, dem Urgroßvater von Christian Winkler zum beliebten Ausflugsziel direkt am Rhein.
Damals ersteigerten die Gebrüder Blüm, Söhne von dem Pächter der Rheinüberfahrt das Frank’sche Anwesen an der „Guntersblumer Rheinüberfahrt“. Noch im Juni 1881 bezeichnete Jakob Blüm sich als Wirt an der Rheinüberfahrt. Doch in den darauffolgenden Jahren gab er seinem Wirtshaus oben auf dem Rheindamm den Namen „Zur Rheinlust“. Nach erfolgreichen Jahren vergrößerte Jakob Blüm sein Gasthaus um den hinteren Anbau. Dann gab es eine Pause. Vermutlich durch die Wirren des 1. Weltkriegs gab er 1916 bekannt, dass sein Wirtshaus bis auf weiteres geschlossen bliebe.
Nach Kriegsende versuchte sich sein Sohn Jakob Blüm Junior in den Sommermonaten als Wirt. In der kühlen Jahreszeit, zwischen September und April ließ er den Gastbetrieb ruhen.
Die endgültige Übergabe vom Vater an den Sohn erfolgte erst 1927, als Vater Jakob Blüm seinen 73. Geburtstag feierte.
Der Sohn führte den Betrieb erfolgreich weiter. 1930 vergrößerte er die Gaststätte um einen Saalbau auf der Südseite, in dem nun große Gruppen feiern konnten. So lud er beispielsweise im Juni zur Sonnwendfeier mit Tanzmusik, veranstaltete Schlachtfeste und Konzerte. Der Saalbau leistete gute Dienste und sein historischer, heute noch erhaltender Boden könnte viele Geschichten erzählen.
Im 2. Weltkrieg war die Zeit der sorglosen Feierlichkeiten zunächst vorüber. Doch danach wurde das Gasthaus am Rhein wieder zum attraktiven Ausflugsziel. In einer Zeit, in der noch viele ohne Auto waren gehörten beispielsweise Osterspaziergänge an den Rhein zur Guntersblumer Familientradition.
Jakob Blüms Enkelin Rosemarie, die Mutter des heutigen Eigentümers Christian Winkler, erinnert sich noch heute an die Lieblingsgerichte der damaligen Gäste. Aus eigener Schlachtung stammte die Hausmacher Wurst, die geräucherten Bratwürste und großen Schinken, die Mutter Waltraut zu köstlichen Platten herrichtete. Unvergesslich auch der Renner des Hauses, Speck und Eier. Zu allen Gerichten erhielt man Opa Jakobs selbst gebackenes Brot.
Serviert wurde im Gasthaus oder im Garten unter der, heute schon etwa 180 Jahre alten Kastanie. Mit der Zeit zog sich Jakob Blüm Junior aus dem Betrieb zurück und Tochter Waltraut übernahm mit ihrem Mann Otto Zimmer den „Rheinhof“, wie die Wirtschaft „Zur Rheinlust“ mittlerweile hieß.
Durch die allgemeine Etablierung des Automobils veränderte sich das Gesicht der Gäste. Viele Guntersblumer kamen, aufgrund der durch NATO Manöver zerstörten Badestrände, nicht mehr an den Rhein. Auch die zeitweise schlechte Wasserqualität lud nicht zum baden ein. Man bevorzugte die neuen Schwimmbäder in der Umgebung.
Doch im Gegenzug kamen Fremde, die wiederum den Rhein bei Guntersblum schätzten. Man verband den Besuch dort mit einer Überfahrt auf den „Kühkopf“, einem Spaziergang auf der Insel, und genoss danach bei einer guten Mahlzeit den schönen Blick auf Vater Rhein.
Ab 1972 führten dann Günther Winkler und seine Frau Rosemarie (geb. Zimmer und Enkelin von Jakob Blüm Junior) den Rheinhof weiter. Bis heute ist es im Familienbesitz und nach dem es zwischen 1984 und 2006 verpachtet war, ist es nun wieder unter der Führung von Christian Winkler und seiner Frau Arline in der 5. Generation in Familienhand.
Mit Christian und Arline Winkler erlebt das Gasthaus nun wieder neuen Aufschwung. Neben der Dammsanierung 2018 und dem Ausbau des Europa-Radweges direkt vor der Tür, ist dies aber vor allem der Beiden, ihrer Leidenschaft zur Gastronomie und der Liebe zum Gebäude zu verdanken.